Startseite (home)
Edith Stein in Göttingen
Edith-Stein-Kreis
Edith-Stein-Preis
Termine in Göttingen
Presse
Impressum
Links
|
Termine in Göttingen
"Edith-Stein-Rundgang"
"Edith-Stein-Installation"
im Wohnheim
--------------------
-------------------
...in Göttingen
Preisverleihung an Thomas Buergenthal
war am
17.11.2019 im Alten Rathaus, Göttingen.
Mehr unter Edith-Stein-Preis
--------------------
-------------------
Jüdisch-christliche
Gemeinschaftsfeier
„Wir bringen gemeinsam menschliche Anliegen vor
Gott“
(A.Beelte)
Landesrabbiner em. Henry G. Brandt betete mit Dechant Wigbert Schwarze bei der ersten jüdisch-christlichen Gemeinschaftsfeier in der Synagoge - und blickte auf die Beschneidungsdebatte zurück.

Foto: A. Beelte |
Der kleine Raum ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt.
Heiner Willen, der Vorsitzende des Edith-Stein-Kreises, verteilt leuchtend
blaue Kippot an die Männer. Zum ersten Mal versammeln sich Juden und
Christen gemeinsam in der Synagoge in der Angerstraße zum Gebet. „Wir
bringen gemeinsam menschliche Anliegen vor Gott“, beschreibt es der
emeritierte Landesrabbiner Dr. h.c. Henry G. Brandt. Der Träger des
Edith-Stein-Preises 2011 ist noch einmal in die Stadt der Preisverleihung
gekommen, um gemeinsam mit Dechant Wigbert Schwarze diese Premiere zu
gestalten. Im Anschluss hatte der Edith-Stein-Kreis zu einem Benefiz-Essen
mit einem Vortrag von Brandt eingeladen. „Wenn ich gewusst hätte, dass
ich für den Preis ein zweites Mal singen muss – hätte ich ihn trotzdem
angenommen“, scherzte Brandt. |
Der Edith-Stein-Kreis hat es seit 2006 zur Tradition gemacht, dass die
Preisträger im Jahr nach der Preisverleihung noch einmal als Ehrengast
eines Benefiz-Essens eingeladen werden. „2010 hatten wir Schwester
Karoline Mayer zu Gast. Vor dem Essen feierten wir mit ihr eine Messe“,
erklärt Heiner J. Willen. Aber was für eine katholische Ordensfrau
passt, passt nicht für einen Rabbiner. So entstand die Idee einer
christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier.
Zu hören sind Texte und Gesänge aus beiden Traditionen. Am Ende der
Feier segnen beide Seelsorger gemeinsam die Gemeinde mit dem ältesten
Segensgebet, das die Bibel überliefert hat, dem aaronitischen Segen.
Schwarze spricht ihn in deutscher, Brandt in hebräischer Sprache. „Ich
würde es begrüßen, wenn christliche und jüdische Gemeinden sich regelmäßig
zum gemeinsamen Gebet treffen würden“, sagte der Rabbiner hinterher.
Unter Theologen ist umstritten, ob Angehörige verschiedener Religionen
wirklich „miteinander“ beten können. Beim Weltgebetstreffen in
Assisi, das Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen hat, beten die
Religionsvertreter zwar an einem Ort, aber jeder mit seinen eigenen
Worten. „Ich halte wenig von dem Modell“, sagt Brandt offen. „Ein
Gebet ist doch kein Zoo.“ Sich gegenseitig beim Beten zusehen – das
ist keine überzeugende Form für ihn.
Nach dem Gebet servierten die ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mittagstisches St. Michael Kürbissuppe
und Pasta. Der Erlös des Abends trägt dazu bei, die nächste
Preisverleihung möglich zu machen. Henry G. Brandt ließ in seinem
Vortrag noch einmal die Beschneidungsdebatte Revue passieren: Er
versicherte, dass die Beschneidung am achten Tag nach der Geburt, wie es
die jüdische Tradition vorsieht, nur einen winzigen Eingriff darstellt
– der von einem Mohel, einem Beschneider noch schonender durchgeführt
werde als von einem Chirurgen. Denen, die eine Traumatisierung der kleinen
Jungen befürchten, hielt er mit bitterer Ironie entgegen: „Seit wann
interessieren sich die Deutschen so sehr dafür, wie es den Juden geht?“
Aber eigentlich, analysiert er, gehe es in der Debatte gar nicht um das
Kindswohl. Radikale Säkularisten nutzen die Gelegenheit für ihre
Polemik. „Gemeint ist alles, was mit dem Glauben zu tun hat. In der
Hauptsache geht es gegen den Islam, das Judentum ist dabei nur ein
Kollateralschaden“, vermutet er. Er erinnerte daran, dass Juden und
Christen im gleichen Boot sitzen: „Die Christen stehen nicht direkt in
der Schusslinie, aber vielleicht in der zweiten Reihe.“
|