Edith Stein in Göttingen

Edith-Stein Tafel

Gedenktafel am Haus Lange-Geismar-Str. 2

 

Edith Stein in Göttingen (1913-1916)

Wie ihre Erinnerungen zeigen, blieb Edith Stein ihr Leben lang verbunden mit Göttingen und mit den Menschen, die sie hier kennen lernte.

Hier setzte sie unter dem Philosophen Edmund Husserl als begabte Frau in der Männerwelt der deutschen Universität ihr Studium fort. Hier fand sie nach Jahren des Suchens den Zugang zum Glauben. 

Sie schreibt: ,,(...) die Welt des Glaubens stand plötzlich vor mir, Menschen, mit denen ich täglich umging, zu denen ich mit Bewunderung aufblickte, lebten darin. (...) Ich hatte in Göttingen Ehrfurcht vor Glaubensfragen und gläubigen Menschen gelernt. (...) 

Aber ich hatte den Weg zu Gott noch nicht wiedergefunden."

 

Letzte Jahre

Als katholische Christin (Taufe 1922), war sie als Lehrerin und Dozentin tätig und setzte sich für ein neues Frauenbild ein.
Auch nachdem sie 1934 Karmelitin wurde, als Schwester Teresia Benedicta a Cruce (die vom Kreuz Gesegnete), bekannte sich Edith Stein zu ihrem jüdischen Volk. Schon im April 1933 beklagte sie in einem Brief an Papst Pius XI die antijüdische Hetze des Nazi-Regimes und bat "die Kirche Christi", ihre Stimme zu erheben, gegen "diese Vergötzung der Rasse und der Staatsgewalt, die täglich durch Rundfunk den Massen eingehämmert wird...".

Die Verhältnisse zwangen sie, 1938 im Karmelkloster in Echt (NL) Zuflucht zu suchen.
Auch dort führte sie ihre philosophische und theologische Schriftstellertätigkeit fort. Die Besetzung der Niederlande durch die Deutschen holte sie 1940 ein.
1942 wurde sie verhaftet; sie wurde am 9. August in Auschwitz ermordet. 
Aus ihren Schriften geht hervor, dass sie den Tod als Hingabe für das jüdische und für das deutsche Volk verstand. 


Heute

Edith Stein gehört zu den großen Frauengestalten des 20. Jahrhunderts:

Sie hat in einer Zeit der Gottvergessenheit und Menschenverachtung Zeugnis abgelegt für einen lebendigen Glauben und sie hat in ihrem Leben und Denken Grenzen überschritten und zugleich überbrückt.

In ihrer Person, als Frau, als geborene Jüdin und entschiedene Christin verkörpert sie beispielhaft die Spannung und Verbindung zwischen jüdischer und christlicher Existenz, zwischen wissenschaftlicher Leistung und gläubiger Hingabe. Ihre Schriften umfassen 25 Bände.

Als eine moderne Frau, die fest entschlossen ihrem Weg gefolgt ist, steht Edith Stein auch heute für Solidarität und Menschlichkeit.
Am 11. Oktober 1998 wurde Edith Stein heilig gesprochen.
Sie ist seit 1999 Patronin Europas.