Preisträger 2005

Bischof em. Dr. Josef Homeyer,
Edith-Stein-Preisträger 2005, ist am 30. März 2010 gestorben.

Als Bischof von Hildesheim (1983 – 2004) war Josef Homeyer von 1993 bis 2006 Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der EU (ComECE) und Mitglied im Präsidium des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), außerdem von 1995 bis 2004 Mitglied der Kontaktgruppe der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz. Sein Engagement galt der Aussöhnung der polnischen mit der deutschen katholischen Kirche und der Verständigung mit den orthodoxen und unierten Kirchen Osteuropas.

Mit dem „Friedensgrund“ wollte Homeyer junge Menschen zusammen bringen und vor allem die Bindungen mit Osteuropa stärken: Seit 1990 machen sich jeden Sommer deutsche Jugendliche auf den Weg nach Osten, um dort mit Gleichaltrigen aus etwa zehn osteuropäischen Ländern gemeinsam zu leben, zu beten und zu arbeiten. Dieses internationale Zeltlager bringt regelmäßig mehr als 100 Jugendliche zusammen, darunter viele Orthodoxe. Viele Jahre hat Homeyer selbst mitgearbeitet.

Auch nach seiner Emeritierung pflegte er intensiv die Kontakte nach Osteuropa.

Der Edith-Stein-Kreis Göttingen e.V. hat Dr. Josef Homeyer wegen seiner Verdienste um die Versöhnung mit Osteuropa und die Verständigung mit der Orthodoxie am 06.11.2005 mit dem Göttinger Edith-Stein-Preis ausgezeichnet.

R.I.P.

Heiner J. Willen
Vorsitzender des Göttinger
Edith-Stein-Kreises
30. März 2010

Preisträger 2005

2005 - Bischof em. Dr. Josef Homeyer / Hildesheim  
Bischof von Hildesheim (1983-2004), (verstorben 30.03.2010)
Mitglied der Kommission der Bischofskonferenzen der EU (ComECE) (seit 1990, Präsident seit 1993), 
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz (1972-1983). Auszeichnung für seine Bemühungen um Versöhnung mit Osteuropa und um Verständigung mit der Orthodoxie. 

Zu den Texten und Fotos der Preisverleihung: 

  • Grußwort der Präsidentin Dr. M. Pankoke-Schenk
  • Laudatio von Metropolit Dr. Serafim 
  • Dankwort von Bischof em. Dr. J. Homeyer   
  • Fotos 

Grußwort 

Präsidentin der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland, 
Dr. Monika Pankoke-Schenk zur Verleihung des Edith-Stein-Preises 2005 an Herrn Bischof em. Dr. Josef Homeyer durch den Edith-Stein-Kreis Göttingen e.V. am 6.11.2005 im Alten Rathaus in Göttingen

Sehr verehrte Frau Dr. Heidhues,
Sehr verehrter Herr Dechant Hübner,
Verehrter Preisträger, lieber Herr Bischof Homeyer,

Ich darf Ihnen die Grüße der Edith Stein-Gesellschaft Deutschland überbringen. Wir freuen uns, dass der Edith Stein-Kreis in Göttingen, Sie, verehrter Herr Bischof Homeyer, mit dem Edith Stein-Preis 2005 ausgezeichnet hat. Wir wissen, welch ein würdiger Preisträger Sie sind und beglückwünschen Sie zu dieser wohlverdienten Auszeichnung von Herzen! Als Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (ComECE) haben Sie immer wieder auf die Bedeutung von Edith Stein als Mitpatronin Europas hingewiesen. Edith Stein wurde am 11. Oktober 1998 von Papst Johannes Paul II. in Rom heiliggesprochen und im Jahr 2000 neben Birgitta von Schweden und Katharina von Siena zur Mitpatronin Europas ernannt. Im Lebensschicksal der heiligen Edith Stein spiegelt sich europäische Geistes- und Konfliktgeschichte brennpunktartig wider. In der aktuellen Diskussion über den Gottesbezug in der europäischen Verfassung, über das jüdisch-christliche Erbe und über die gemeinsamen Wurzeln wird schlaglichtartig deutlich, dass es Gestalten gibt, in deren Biographie europäisches Erbe und europäisches Schicksal, europäische Geschichte und europäische Herausforderung geradezu anschaulich werden und Lebensgestalt gewinnen - bis hin zur Dramatik des Lebenslaufes der heiligen Märtyrin Teresia Benedicta a Cruce, der heiligen Edith Stein.  Unter Berufung auf Edith Stein hat die Edith-Stein-Gesellschaft auf diesem Hintergrund eine Resolution an den europäischen Konvent in Straßburg verabschiedet, in der gefordert wird, einen erkennbaren Gottesbezug in die Präambel der Verfassung der Europäischen Union aufzunehmen. Dabei sollte ein spezifischer Hinweis auf das jüdisch-christliche Erbe Europas erfolgen und dessen Bedeutung für ein harmonisches Zusammenleben der Völker und Religionen hervorgehoben werden (vgl Edith Stein-Jahrbuch 2004, Echter Verlag, Würzburg). Die Dringlichkeit dieses Anliegens wurde von Ihnen, Herr Bischof Homeyer unterstrichen. Sie nannten den Gottesbezug einer Verfassung identitätsstiftenden Aufruf der Vergangenheit und zugleich Anrufung einer anderen Zukunft Europas. "Es geht um die Bewahrung europäischen Gedächtnisses. Dieses Gedächtnis ist Vergegenwärtigung fremden Leids. Insofern ist der Gott einer europäischen Verfassung allemal der Gott, der in Auschwitz angerufen wurde... diese Anrufung des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs, der der Gott und Vater Jesu Christi ist, diese Anrufung aus den Gaskammern zur Privatsache zu erklären, halte ich für späten grausamen Zynismus...Um der Würde dieses Gedächtnisses muss es einen Gottesbezug in der Verfassung geben." Wie wir alle wissen, weist der verabschiedete Verfassungsvertrag des Europäischen Parlaments keinen Gottesbezug aus. Es sind ebenfalls Sie, verehrter Herr Bischof Homeyer, der immer wieder auf die vorbildliche Rolle Edith Steins für Europa hinweist. Ausgehend von der antiken Moral- und Sittenlehre, legen Sie die vier Kardinaltugenden, Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Maßhalten als Basis zugrunde und belegen deren Umsetzung im Leben Edith Steins sowie deren Bedeutung für ein geeintes Europa. Abschließend sei noch daraufhingewiesen, dass Sie, lieber Herr Bischof Homeyer, einen Band der wissenschaftlichen Gesamtausgabe von Edith Stein (ESGA) vom Bistum Hildesheim mitfinanziert haben (25 Bände, die im Herder-Verlag Freiburg erscheinen). Im kommenden Jahr soll (wahrscheinlich am 11. Oktober am Gedenktag der Heiligsprechung von Edith Stein), durch Papst Benedikt XVI in Rom die neue Edith-Stein-Statue, die der Kölner Künstler Paul Nagel gestaltet, und die am Peterdom installiert wird, gesegnet werden. Nochmals von Herzen: Vergelt's Gott und Gottes Segen! Dr. Monika Pankoke-Schenk

Laudatio 

Metropolit Dr. Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa

Laudatio auf Bischof Homeyer

Exzellenzen, 
sehr geehrte Damen und Herren, 

es ist ein von Gott gesegneter Anlaß, der uns heute hier zusammenführt. Wir sind zu-
sammengekommen, um mit Bischof Josef Homeyer einen Mann zu ehren, der mit seinem 
ganzen Leben und Wirken als Bischof mit dazu beigetragen hat, daß die geistigen Grenzen 
in Europa nach 1989 überwunden werden konnten, daß wir heute als katholische, als or-
thodoxe und als evangelische Christen wieder frei miteinander leben und reden können in 
diesem Kontinent Europa, der nach Jahrhunderten mit Kriegen und Jahrzehnten der Un-
terdrückung nach 1989 endgültig Freiheit und Frieden gefunden hat. 

Heute können wir unseren Glauben in ganz Europa wieder frei leben. Die Freiheit der 
Meinung und des Glaubens zählt zu den grundlegenden Menschenrechten. Diese Men-
schenrechte sind begründet in der Menschenwürde, und die Menschenwürde gründet in 
der Gottebenbildlichkeit des Menschen. Die Gottebenbildlichkeit des Menschen setzt den 
Menschen als Geschöpf Gottes in ein besonderes Verhältnis zu Gott als dem Schöpfer von 
Himmel und Erde. Wer sich für Glaubens- und Meinungsfreiheit als Ausdruck dieser 
Menschenwürde einsetzt, wie unser Bruder im bischöflichen Amt Bischof Homeyer dies 
getan hat, wirkt auch daran mit, daß Gott die Ehre gegeben wird. 

Bischof Dr. Josef Homeyer ist seit vielen Jahren der Präsident der Kommission der Ka-
tholischen Bischofskonferenzen Europas bei den Einrichtungen der EU in Brüssel (CO-
MECE). Fast ein Vierteljahrhundert war er schon Bischof des Marienbistums Hildesheim. 
In seinem ganzen Wirken hat er immer gezeigt, daß die Ostkirchen und die Westkirchen 
zusammengehören in Europa. Er hat dies immer wieder ins Bewußtsein gerufen. Das war 
wichtig zu einer Zeit, als die Trennung Europas in manchen Köpfen im Westen dazu ge-
führt hat, daß die Orthodoxen Kirchen als abgetrennte Kirchen verstanden wurden. Dabei 
bilden Ostkirchen und Westkirchen die geistige Einheit Europas ab, wie sie jetzt durch die 
Europäische Integration auch politisch wieder verwirklicht wird. 

Schon als Sekretär der Bischofskonferenz hat Bischof Homeyer erkannt, daß die Russi-
sche Orthodoxe Kirche am meisten unter der Verfolgung in der Sowjetunion leidet. Es 
handelte sich um eine doppelte Verfolgung. Zum einen wurden Kirchen geschlossen und 
in Kasernen, Schwimmbäder und Kinos umgewandelt, Priester wurden gefangen genom-
men und getötet. Ebenso erging es auch katholischen und protestantischen Christen in 
der Sowjetunion. Zum anderen wurde durch Geheimberichte des Geheimdienstes KGB 
die Moskauer Patriarchatskirche gezielt von der Solidarität der westlichen Kirchen abge-
schnitten. Die Russische Orthodoxe Kirche wurde erfolgreich im Westen verleumdet und 
diskreditiert als Mitläufer und Handlanger der Sowjets und der Kommunisten. 

Ähnlich verhielt es sich mit unserer Rumänischen Orthodoxen Kirche. Immer mehr be-
greift der Westen, wie sehr unsere Kirche in Rumänien unterdrückt war und gelitten hat. 
Zwar wurden bei uns kaum Kirchen geschlossen oder zerstört. Aber unsere Theologischen 
Fakultäten wurden aus den Universitäten verbannt und in kirchliche Hochschulen umge-
wandelt, wir durften nur noch zwei Geistliche Akademien unterhalten. Die Kirche war aus 
dem öffentlichen Leben verbannt. Wir durften keinen Religionsunterricht mehr erteilen, 
durften nicht in Krankenhäusern, Heimen oder bei der Armee Seelsorge betreiben. Tau-
sende Priester waren auch in Rumänien in Haft oder mußten Zwangsarbeit am Schwarz-
meerkanal leisten. Im Jahr 1959 wurden die meisten Klöster zwangsweise geschlossen, 
die Mönche und Nonnen mußten zurück in die Welt. Umso wichtiger war es, daß Persön-
lichkeiten wie der damalige Sekretär Homeyer ihre Stimme gegen die Verleumdung der 
orthodoxen Kirchen erhoben haben. Ähnlich verhielt es sich dreißig Jahre später bei den 
Konflikten im ehemaligen Jugoslawien, als sich Bischof Homeyer gegen die Verleumdung 
der Serbischen Orthodoxen Kirche als Kriegstreiberin und nationalistische Kirche ge-
wehrt hat. 

Bischof Homeyer hat stets die Überzeugung vertreten, daß Europa nicht nur auf dem 
geistlichen Fundament des heiligen Benedikt steht, sondern auch auf dem Fundament 
von Aposteln wie dem heiligen Andreas, der in der Dobrudscha missioniert hat, von Kir-
chenvätern wie Johannes Chrysostomos und Aposteln wie Kyrill und Method. Wir begrü-
ßen es als orthodoxe Christen sehr, daß Papst Johannes Paul II. im Jahr 1980 die Slawen-
apostel Kyrill und Method neben den heiligen Benedikt als Patrone Europas ehrte und 
die Überzeugung äußerte, Europa könne nur mit beiden Lungenflügeln atmen, dem ka-
tholisch-abendländischen und dem orthodox-ostkirchlichen. Eine solche universale Sicht, 
wie sie der verstorbene Papst Johannes Paul II. hatte, ist nicht zu verwirklichen, wenn wir 
zu sehr Gefangene unserer eigenen Identität sind. Zwar ist es wichtig, daß wir als Christen 
verschiedener Konfessionen eine feste eigene Identität haben. Nur auf der Basis einer sta-
bilen eigenen Identität läßt sich ein offener Dialog führen, der nicht oberflächlich oder 
substanzlos bleibt. Aber nur mit einer offenen Identität kann es uns gelingen, dialogfähig 
zu bleiben für die Bereicherung durch die jeweils andere Kirche. 

Bischof Homeyer hat sich außerdem immer gegen den Begriff der "Osterweiterung" ge-
wandt. Es geht bei der EU-Integration nicht um eine Erweiterung Europas, auch nicht 
um eine Rückkehr der ehemals kommunistischen Länder nach Europa. Denn unsere 
Länder waren immer ein Teil Europas, wir waren von West-Europa durch den Eisernen 
Vorhang getrennt. Wir hatten ein anderes politisches System, das nicht die notwendige 
Freiheit bot. Und doch waren wir immer ein Teil Europas. Die europäische Integration 
der ehemals kommunistischen Länder heute ist deswegen nicht so sehr eine Erweiterung 
Europas um etwas Neues und Fremdes. Sondern das läßt sich am besten mit dem deut-
schen Begriff der Wieder-Vereinigung bezeichnen. Die sogenannte Osterweiterung 
bringt das politisch getrennte Europa wieder zusammen. Das ist keine Erweiterung, son-
dern eine Wieder-Vereinigung Europas. Jetzt wird die Europäische Union wirklich zu ei-
ner "Europäischen Union". 

Ich darf hier unsere feste Überzeugung unterstreichen, daß die Rumänische Orthodoxe 
Kirche die EU-Integration Rumäniens vorbehaltlos unterstützt. Wir haben bereits 2002 
mit den anderen Kirchen Rumäniens gemeinsam ein Dokument unterzeichnet, indem wir 
die EU-Integration Rumäniens als den richtigen politischen Weg des Landes sehen. Sol-
che Dokumente sind nicht nur bedrucktes Papier, sondern sind wichtig, weil es auch in 
unserer Kirche zum Teil Widerstände und Ängste vor der EU gibt, allerdings deutlich we-
niger als in Rußland. Unser Patriarch Teoctist hat aber bei seinem Besuch in Deutschland 
2003 im Rahmen einer großen Predigt in unserer Kathedrale in Nürnberg auf den Zu-
sammenhang von europäischer Einigung und Ökumene hingewiesen. Er hat erklärt, daß 
die politische Einigung auch ein Teil der Ökumene ist und umgekehrt. Das läßt sich nicht 
trennen. 

Dabei haben auch wir unsere Anfragen an die Europäische Union. Vor allem wehren wir 
uns wie die Kirchen in Westeuropa auch gegen ein rein technisches, ökonomisches und 
säkulares Verständnis von Europa. Wir halten es für falsch, daß in der Verfassung der EU 
kein Gottesbezug enthalten ist. Und wir verstehen es nicht, daß in öffentlichen Einrich-
tungen in manchen Bundesländern in Deutschland keine Kreuze mehr hängen dürfen und 
der Religionsunterricht in Frage gestellt wird. Das sind völlig entgegengesetzte Entwick-
lungen: während wir in Rumänien den kirchlichen Religionsunterricht wieder einführen, 
hat ein deutsches Land wie Brandenburg den Religionsunterricht bewußt nicht einge-
führt. 

Die lebendige Frömmigkeit in Ländern wie Rumänien, aber auch Polen und der Slowakei 
kann dem säkularisierten Menschen in Westeuropa deshalb heute ein lebendiges Zeichen 
des Glaubens werden. Wir Orthodoxen können vom Westen lernen, wie man Diakonie 
und Soziale Projekte aufbaut. Wir können lernen, wie man eine christliche Soziallehre 
entfaltet, die Antworten auf die gesellschaftlichen Herausforderungen gibt. Auch den 
Geist eines missionarischen Christentums können wir Orthodoxen von der Katholischen 
Kirche übernehmen. Dabei muß festgehalten werden, daß unsere orthodoxen Kirchen ü-
ber Jahrhunderte in der Unterdrückung lebten. Wir durften uns nicht frei entfalten oder 
nach Außen missionieren. Umso mehr ist die Neuevangelisierung Europas heute eine ge-
meinsame Aufgabe aller Christen und Kirchen in Europa. Die Christen missionieren 
durch ihr geistliches Leben. Die Kirchen missionieren durch ihre Verkündigung des E-
vangeliums in Wort und Tat. 

Der Mensch in der modernen Gesellschaft braucht angesichts der Globalisierung mehr 
denn je eine feste und stabile innere religiöse Identität. Diese innere Dimension des Le-
bens hilft, in den schweren Herausforderungen der Gegenwart zu bestehen und nicht am 
Leben zu verzweifeln. Dazu gehört ganz wesentlich eine religiöse Dimension, die wir als 
Christen und christliche Kirchen im Glauben an den auferstandenen Herrn Jesus Christus 
finden. Dieser Glaube erhebt uns über den Alltag und schenkt uns die Gewißheit, daß un-
ser Heil nicht von dieser Welt kommt, sondern von Gott. So leben wir als Christen in der 
Welt, sind aber nicht von dieser Welt. Unser Leben verdankt sich Gott als unserem 
Schöpfer und nicht der menschlichen Kraft und Weisheit. Wir leben mit dem Blick auf 
Gott, nicht auf die Güter, die diese Welt uns schenkt und anbietet. Von Gott erhoffen wir 
das Heil, nicht von der Welt. Unsere orthodoxe Spiritualität betont dies in der Askese, die 
wir als einen Moment des Innehaltens und der Einkehr verstehen. Die Askese schenkt uns 
die Möglichkeit der Selbstbeherrschung. Das gibt uns auch die notwendige Distanz ge-
genüber der Welt, daß wir uns nicht in der Welt oder an die Welt verlieren. Es ist eine Be-
freiung von der Welt für Gottes Wirken an uns, damit wir in der Welt Gottes Gebote leben 
können und die Welt als Schöpfung Gottes heiligen können. 

Aber die europäische Einigung ist keine Einbahnstraße von West nach Ost. Nicht nur der 
Osten kann vom Westen lernen, sondern auch umgekehrt. Unsere orthodoxe Mystik kann 
den Menschen im Westen neu in Erinnerung rufen, daß der Mensch nicht nur vom Brot 
oder der Vernunft allein lebt, sondern auch eine Seele hat, die nach Gott dürstet. Unsere 
orthodoxe Spiritualität zielt darauf ab, die innere Einheit des Menschen zu pflegen und 
fördern, die aus der Verbindung von Herz, Seele und Verstand besteht, wobei alle Kräfte 
des Menschen sich im Herzen konzentrieren. Besonders wichtig für die orthodoxe Ge-
betspraxis ist das so genannte Herzensgebet oder Jesusgebet, das gerade in Rumänien 
sehr tiefe Wurzeln hat. Immer wieder gab es in Rumänien besondere Gebetsbewegungen. 
In kommunistischer Zeit hat die Gebetsbewegung „Rugul Aprins" – „Brennender Dorn-
busch" – vielen Menschen geholfen, der Diktatur innerlich zu widerstehen. Das war auch 
ein Grund dafür, daß der kommunistische Staat 1959 diese Bewegung gewaltsam zer-
schlagen hat. 

Der hohe Anteil praktizierender Christen in den Kirchen, die große Nähe vieler Menschen 
zum Glauben und zur Kirche, die hohe Zahl von Berufungen ins geistliche Amt und ins 
klösterliche Leben überhaupt, die große Akzeptanz von Kirche, Klöstern und kirchlichem 
Leben in der Gesellschaft, auch in den Medien - das sind alltägliche Erscheinungen in 
manchen Ländern Ost- und Südosteuropas. 

Zum Ende des Kommunismus hatten wir noch etwa 100 Klöster mit rund 500 Mönchen 
und Nonnen. Heute haben wir wieder etwa 500 Klöster, viele davon sind ganz neu ge-
gründet, und etwa 8000 Mönche und Nonnen. Seit der Wende 1989 haben wir etwa 1000 
Kirchen neu gebaut, während die Kirchen im Westen Kirchen verkaufen, vermieten oder 
schließen. Auch die Katholische Kirche hat in Rumänien viele Kirchen neu gebaut und 
Klöster neu eröffnet. Die hohe Zustimmung der Menschen zu den Kirchen ermöglicht die-
sen geistlichen Aufbruch, dieses Aufblühen der Kirche in Ländern wie Rumänien, Polen 
und der Slowakei. In Rumänien zum Beispiel besitzt die Kirche seit den ersten Umfragen 
nach der Wende die höchste Glaubwürdigkeit und liegt konstant bei über 80 Prozent an 
Zustimmung durch die Menschen. Wir wollen uns hier nicht über das Maß loben, aber ich 
denke es schadet nichts, wenn ich Ihnen auch einmal solche Daten und Informationen 
liefere, die Sie über Rumänien normalerweise nicht in deutschen Zeitungen lesen können. 

Und ich darf hier besonders daran erinnern, wie sehr Bischof Homeyer bei seinen Besu-
chen in Rumänien persönlich beeindruckt war von der lebendigen Spiritualität der Chris-
ten in Rumänien. Unvergesslich ist mir seine Rede in der überfüllten Aula der Theologi-
schen Fakultät in Bukarest am kalten, aber strahlenden Sonntag des 30. Januar 2000. 
Wir hatten mit Patriarch Teoctist die Liturgie gefeiert und waren dann mit hunderten von 
Priestern und Professoren, Studenten und Gästen hinübergezogen. Bischof Homeyer rief 
uns zu: „Europa sucht nach seiner Seele - hier in Rumänien habe ich sie gefunden. Rumä-
nien ist der Garten Mariens, der Garten der Gottesmutter." 

Stets hat sich Bischof Homeyer als Brückenbauer zwischen Ost und West verstanden. Er 
förderte nicht nur das Europabewußtsein der Theologiestudenten, sondern aller Jugend-
lichen durch die großartige Initiative "Friedensgrund" - ein jährliches Gebets- und Ar-
beitstreffen von Jugendlichen aus den Ländern Europas. Der erste „Friedensgrund" war 
in Bergen-Belsen an den vielen Kriegsgräbern von Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg 
gefallen sind. Mancher „Friedensgrund" fand dann auch in anderen Ländern statt, darun-
ter Rumänien.

Kennzeichnend war, daß Bischof Homeyer immer beide Seiten gewürdigt hat: die Anlie-
gen der Kirchen in der Freiheit und die Sorgen und Anliegen der Kirchen in der Unter-
drückung. So hat er auch besonders das Ostkirchliche Institut in Regensburg personell 
und finanziell unterstützt, in dem viele orthodoxen Studenten die westliche Theologie und 
die westlichen Formen des Christentums kennen gelernt haben. Sie haben diese Erfah-
rungen mitgenommen in ihre orthodoxen Heimatländer und damit die Dialogfähigkeit 
der Christen im Osten entschieden gefördert. Über hundert ehemalige Studenten des Ost-
kirchlichen Instituts Regensburg arbeiten heute im Geiste von Bischof Homeyer als Pro-
fessoren an orthodoxen Fakultäten in Rußland, Weißrußland und der Ukraine, Rumänien, 
Bulgarien, Serbien und Griechenland, Armenien und Georgien. Über vierzig ehemalige 
Studenten des Ostkirchlichen Instituts sind heute Brüder im bischöflichen Amt in diesen 
Ländern. Ich selbst hatte acht Jahre meinen Sitz als Metropolit für Deutschland und 
Zentraleuropa in diesem Institut. Besonderen Dank schulden wir Bischof Homeyer für 
das Adressenverzeichnis "Orthodoxia", das durch seine persönliche Unterstützung jedes 
Jahr herausgegeben werden kann. Auch die "Charta Oecumenica" von 2001 trägt die 
Handschrift von Bischof Josef Homeyer.

Des weiteren möchte ich hier die besonderen persönlichen Beziehungen von Bischof Ho-
meyer zu allen orthodoxen Patriarchen und Kirchenvorstehern in Europa hervorheben. 
Bischof Homeyer hat alle orthodoxen Patriarchen besucht und sie ermutigt, in Brüssel 
nach dem Vorbild der Katholischen Kirche und der Evangelischen Kirchen eigene Verbin-
dungsbüros zu gründen, um der Orthodoxie auch auf europäischer Ebene eine Stimme 
und Gehör zu verschaffen, damit alle Christen und Kirchen die christlichen Werte in Eu-
ropa gemeinsam verteidigen können. 

Wir sind dankbar für das Wirken von Bischof Josef Homeyer. Er hat Grenzen überschrit-
ten zu einer Zeit, als dies noch nicht selbstverständlich war. Und er hat uns geholfen, vor 
und nach 1989 Grenzen zu überschreiten, die scheinbar unüberwindlich waren. Mit der 
Verleihung des Edith-Stein-Preises wird dieses unermüdliche Wirken für das Volk Gottes 
gewürdigt. Wir beglückwünschen ihn dazu von Herzen und freuen uns mit ihm darüber.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Metropolit Serafim



Ich möchte noch etwas dazu sagen:
Ich freue mich, daß Bischof Homeyer, das Preisgeld von 5.000 Euro der Jugend Begeg-
nungsstätte in Moldawien, Kloster Neamt schenkt. In Namen des Metropoliten Daniel 
von Moldawien sage ich Ihnen, lieber Herr Bischof, herzlichen Dank.

Da in der kommunistischen Zeit es keine Begegnungsstätte für Jungendlichen nicht geben 
dürfte, versuchen wir zur Zeit solche Stätte aufzubauen damit junge Menschen näher an 
den Glauben und an soziale Beziehungen herangeführt werden. Bischof Homeyer war in 
einen „Friedensgrund" mit Jungen Menschen im Kloster Neamt gewesen. Er selbst hat 
mit seinen Hand am Aufbau des Zentrums mitgeholfen. 

Noch ein mal: Vielen Dank und Gottes Segen.

Fotos

Fotos: Archivbilder